Rezensionen,  4 Sterne,  Gehört 2018

[Rezension] Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen – Petra Hülsmann

Rezension, Petra Hülsmann, Lübbe Audio

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Titel: Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen
Reihe: Einzelband
Autorin: Petra Hülsmann
Sprecherin: Nana Spier
Verlag: Lübbe Audio
Erscheinungsjahr: 2018
Länge: 455 Minuten

Meine Wertung: 4 Federn

Klappentext:

Damit hatte die beliebte Musiklehrerin Annika nicht gerechnet: Aus heiterem Himmel wird sie von ihrer Traumschule im Hamburger Elbvorort an eine Albtraumschule im absoluten Problembezirk versetzt. Nicht nur, dass die Schüler dort mehr an YouTube als an Hausaufgaben interessiert sind – die Musical-AG, die Annika gründet, stellt sich auch noch als völlig talentfrei heraus. Aber wenn’s einfach wär, würd’s schließlich jeder machen. Annika gibt nicht auf und wendet sich hilfesuchend an Tristan, ihre erste große Liebe und inzwischen Regisseur. Von nun an spielt sich das Theater jedoch mehr vor als auf der Bühne ab, und das Chaos geht erst richtig los.

Rezension:

Zuerst einmal zur Sprecherin Nana Spier. Sie ist einfach Klasse. Ich mag ihre Art zu lesen unglaublich gern und hier hat sie sich fast selbst übertroffen. Annikas teilweise sehr naive Art, Sebastians Herzlichkeit, Heaven-Tanitas Kotterschnauze oder Pavels und Mesuts Rapper-Slang. Egal, in welche Figur sie gerade schlüpfen musste, sie hat sie einfach einmalig toll dargestellt.

Annika, die Protagonistin dieses Romans konnte ich nur teilweise ins Herz schließen. Zuerst wirkte sie unglaublich überheblich auf mich und ich konnte, auch wenn Mobbing nicht gutzuheißen ist, ein bisschen verstehen, warum sie bei ihren Mitschülern früher nicht sonderlich beliebt war. ich glaube nicht, dass es einfach war, mit Annika als Jugendlicher auszukommen, denn auch als Erwachsene macht sie es einem nicht immer einfach. Dennoch hat sie einen tollen Freundeskreis um sich herum aufgebaut. Allen voran ihre Mitbewohnerin Nele oder die beiden Nachbarn Kai und Sebastian, die sie so annehmen und schätzen, wie sie ist. Ich hätte mir einfach ein bisschen mehr Einfühlungsvermögen von ihr gewünscht. Mit ihrem Hintergrund und ihrer Ausbildung wäre das angemessen gewesen. Andererseits… sie war halt authentisch. Nicht jedem ist Empathie in die Wiege gelegt.

Sebastian hat mir sehr gefallen. Klar… jeder Liebesroman braucht den Traummann, den keine frau von der Bettkante schubsen würde. Hier ist es Sebastian. Einfühlsam, zurückhaltend, zuvorkommend… *schmelz* Er spielt gar nicht so eine riesengroße Rolle in dem Buch, aber er ist halt immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird.

Tristan lag mir persönlich gar nicht. Sehr von sich überzeugt, wenig einfühlsam, sowohl, was Annika angeht, als auch, was die Schüler der ALS angeht. Tristan ist aber derjenige, der ein bisschen Trubel in die Geschichte bringt. Er war definitiv notwendig für die Geschichte.

Die Schüler der ALS sind einfach wundervoll. Mit all ihren Stärken und Schwächen zeichnet Petra Hülsmann die jungen Menschen, die es nicht gerade leicht im Leben haben. Ich finde, dass sie alle eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht haben. Von der, sich gegenseitig mobbenden Meute, zu Menschen, die füreinander einstehen. Besonders Heaven-Tanita hat mich in ihrer ganzen Art sehr gerührt.

Dennoch hätte ich mir, was die Schüler angeht, ein bisschen weniger Klischee gewünscht. Es gibt scheinbar auf dieser Brennpunktschule nicht einen Schüler, der irgendwie normal spricht. Ich sag nur: „Ey Alter…“ Das mag für ein oder zwei Figuren ganz schön sein, aber wenn alle Figuren, deren Muttersprache Deutsch ist, sich dieser Sprache bedienen, dann ist das, in meinen Augen etwas viel. Ganz kurz greift die Autorin auch das Thema Flüchtlinge, Integration und die Probleme, die sich ergeben auf. Schade, dass sie das Thema um Maryam nicht stringent zu ende geführt und eine angemessene Lösung gefunden hat.

Ein bisschen genervt hat mich das rumgeeiere, was die Liebesgeschichte angeht. Eigentlich ist total schnell klar, für welchen der beiden Männer ihr Herz schlägt, aber sie hat sich halt den anderen in den Kopf gesetzt. Ich kann mir nicht helfen, aber ich fand das einer fast 30jährigen irgendwann nicht mehr angemessen, wie ein Teeny jemandem hinterher zu schwärmen, für den man absolut keine Gefühle hat und denjenigen, bei dem man jedes Mal, wenn man auf ihn trifft, Schmetterlinge im Bauch hat, links liegen zu lassen.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass trotz der Kritikpunkt sehr genossen habe. Ich musste an einigen Stellen wirklich lachen und ich wollte zu jeder Minute wissen, wie es weitergeht und konnte nicht aufhören zu hören. Es handelt sich, auch wenn Probleme, wie Mobbing, Integration, etc. angesprochen werden, nicht gerade um einen tiefgründigen Roman. Aber, das erwarte ich bei den lockeren Liebesromanen von Petra Hülsmann auch nicht.

Von mir gibt es 4 Federn. Sehr schön zu hören.

Weitere Rezensionen findet ihr bei:
Seductive Books
Eulemnatz liest – 5 Sterne
pm-thinks

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3 Comments
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Wolfgang Nießen
27. Juni 2018 13:41

Das hört sich nach einer Geschichte an, die ich so oder so ähnlich mittlerweile schon oft gehört habe. Irgendjemand macht aus total verwahrlosten, für die Gesellschaft verlorenen Menschen, wertvolle Mitbürger. Eigentlich mag ich solche Geschichten, aber immer die gleiche Story wird mir dann doch irgendwann zu langweilig. (Wie z.B. der Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, der mir sehr gefallen hat.)
Ich wünsche Dir noch einen schönen Mittwoch.

Viele liebe Grüße
Wolfgang

2. Dezember 2022 16:03

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