Rezensionen,  4 Sterne,  Gelesen 2018

[Rezension] Glamour Girl (1): Wer liebt, verliert – Evelyn Uebach

Rezension, Evelyn Uebach, Oetinger Verlag

Anzeige

Titel: Wer liebt, verliert
Reihe: Glamour Girl; Band 1
Autorin: Evelyn Uebach
Verlag: Oetinger Verlag
Erscheinungsjahr: 2018
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 300

Meine Wertung:  4 Federn

Klappentext:

So hat Vicky ihre beste Freundin noch nie gesehen: Als Blanche einen Drohbrief erhält, zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg. Der Absender ist niemand geringeres als Robin Dorville, Regent einer der mächtigsten Glamourgesellschaften des Landes. Ein machthungriger Typ, so arrogant wie gutaussehend. Wie soll sie bloß an ihn rankommen? Seine Gesellschaft, die sogenannte Saya Nord, befindet sich derzeit im Ausnahmezustand, denn Robin sucht seine künftige Regentin – Erstharmonie genannt. Sie wird als Frau an seiner Seite zukünftig die Glamourgesellschaft anführen und damit zu einer der mächtigsten Frauen im Land avancieren.

Verzweifelt wie Vicky ist, bewirbt sie sich unter einem Decknamen als Robins Erstharmonie. Sie wird tatsächlich angenommen und befindet sich bald in einer düsteren wie glanzvollen Welt voller rauschender Feste, Eifersucht und Intrigen zwischen den Kandidatinnen und aufregender Dates mit Robin. Bis sie von einem mysteriösen Mordfall in der Vergangenheit erfährt. Und ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt wird.

Rezension:

Wow, was für eine rasante Geschichte mit Suchtfaktor! Ich habe das Buch innerhalb von 2 Tagen gelesen, obwohl ich eigentlich nur mal kurz reinlesen wollte. Dran war eigentlich ein anderes Buch. Aber, es spricht für Evelyn Uebach und ihre Geschichte, dass ich nicht wieder aufhören konnte.

Erzählt wird die Geschichte überwiegend aus Vickys und Robins Sicht. Aber auch Clea bekommt ihre Parts, in denen wir die Handlung aus ihrer Sicht wahrnehmen. Die Geschichte entwickelt sich stetig vorwärts und wir lernen mit Vicky zusammen das Leben in dieser Gemeinschaft kennen. Der Schreibstil von Evelyn Uebach ist bildhaft und zieht den Leser vorwärts. Dabei haben vor allem Vickys Äußerungen Robin gegenüber mehrmals zum schmunzeln gebracht. Mut hat das Mädel, das muss man ihr lassen. Aus meiner Sicht ist die Geschichte gut aufgebaut und verfolgt einen roten Faden. Die dreizehnte Stunde wurde gut erklärt, so dass ich keine Probleme hatte, mich im Alltag der Protagonisten zurecht zu finden.

Nachtrag: Ich habe keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin, dass die Geschichte aus Robins Sicht erzählt wird. Wird sie nicht… Anscheinend hat mir die Autorin Robin aber durch Vickys Augen so nahe gebracht, dass ich das glaubte. Das ist mir noch nie passiert, aber ich hätte geschworen, dass die Geschichte auch aus seiner Sicht erzählt wird…

Wären wir dann auch schon bei Vicky oder Louelle, kurz Lou, wie sie sich in der Glamourgesellschaft nennt. Vicky ist die Protagonistin dieses Romans und sie hat, wie schon gesagt, wenig Angst, was mir sehr imponiert hat. An der einen oder anderen Stelle hätte ich definitiv gekniffen. Nicht so Vicky, sie traut sich etwas, sie packt an und sie verfolgt mit Mut ihr Ziel. Sie scheut sich nicht, dem Regenten die Meinung zu geigen, wenn sie ihr loses Mundwerk mal wieder nicht halten kann.

Vicky hat allerdings auch bewiesen, dass sie bereit ist, alles und jeden für ihr Ziel zu opfern, was sie teilweise etwas unsympathisch erscheinen lässt. Evelyn Uebach hat es aber, zumindest bei mir, dann immer wieder geschafft, die Kurve noch zu bekommen, bevor Vicky mich als Befürworterin verloren hätte. Letzten Endes muss ich nicht alles Gutheißen, was eine Figur in einem Buch tut und kann sie dennoch stark ausgearbeitet finden. So war es bei Vicky.

Robin, für mich der Unsympath der Geschichte. Da kann er noch so gut aussehen, wie er will, für mich hat er sich das Ganze Buch über einfach nur unsympathisch, manipulierend und einfach ätzend verhalten. Dabei meine ich nicht, dass es für mich nicht überwiegend durchaus nachvollziehbar war, aber ich konnte mich nicht mit ihm anfreunden. Das, was er bzw. seine Vorfahren da aufgebaut haben, hat definitiv mehr als nur sektenähnliche Strukturen und Vicky scheut sich nicht, dies relativ schnell zu benennen. Bei ihm bin ich, wie eigentlich bei allen Figuren, gespannt, wie er sich in Band 2 weiterentwickelen wird. Ich denke, dass hinter seiner Fassade mehr steckt, als wir im ersten Band zu sehen bekommen haben.

Eine weitere Rolle spielen Clea und Apryl, zwei weitere Kandidatinnen für die Erstharmonie (die Frau des Regenten). Eine kleine Rolle nimmt auch Geeska ein, für mich die einzige der Frauen, sie es aus meiner Sicht wirklich Ernst mit Robin meint. Aber nun zu Clea. Puh… sie tat mir leid. Mit ihr konnte ich mich am besten identifizieren und mit ihr habe ich am meisten gelitten. Clea hat für mich die größte Wandlung durchgemacht, auch wenn diese erst ziemlich zum Ende hin eintritt. Darauf, ob sie sich in Band 2 noch weiter entwicklen darf, bin ich sehr gespannt. Apryl… nun ja… sie ist die Frau, die wir alle hassen sollen und das habe ich auch lange getan. Ich glaube aber, dass sie noch eine wichtige Rolle spielen wird und sich positiv weiterentwickelen darf.

Blanche, die im Klappentext erwähnt wird und Auslöser dieser ganzen Geschichte ist, kommt eigentlich recht wenig vor. Ich bin gespannt, was ihre Rolle im zweiten Band sein wird und ob Vicky sich möglicherweise in ihr getäuscht hat.

Was ich mir noch mehr gewünscht hätte, wäre eine Ausarbeitung des Hintergrundes, der Funktionsweise, der Glamour Gesellschaften gewesen. Es wird zwar erläutert, wie sie entstanden sind, aber so ganz richtig konnte ich mir nicht vorstellen, wie das Leben in der Gesellschaft finanziert wird. Zu arbeiten scheint niemand, auch wenn bei Robin immer mal wieder von seinem Büro gesprochen wird. In der Saya Nord leben aber rund 200 Mitglieder, die, da sie alle scheinbar nicht arbeiten müssen, auch ernährt, gekleidet, etc. werden wollen. Ziemlich kostspielig.

Was mich außerdem ein bisschen verwirrt hat ist, dass das Buch zu heutiger Zeit irgendwo in Norddeutschland spielen muss, es aber heißt, dass die Justiz keinen Einfluß auf das Innere der Gesellschaft nehmen kann und darf. Der Regent entscheidet. Bei unserem derzeitigen System halte ich dies für sehr unwahrscheinlich. Auch hier hätte ich mir ein paar mehr Erklärungen gewünscht, wie es dazu gekommen ist.

Von mir gibt es 4 Federn und eine Leseempfehlung für den ersten Band der Glamour Girl Dilogie. Eine spannende Geschichte, die mich, aufgrund eines unsympathischen Protagonisten, immer wieder wütend gemacht hat. Aber, ich habe diese Wut genossen. Sie machte das Salz in der Suppe aus.

Weitere Rezensionen findet ihr bei:
Bambinis Bücherzauber – 5 Sterne

Hier nur abonnieren, ohne einen Kommentar zu hinterlassen:
Benachrichtige mich über:
6 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
Evelyn
4. Oktober 2018 21:57

Hallo Yvonne,
ich nutz mal den Platz hier, um mich für dein Feedback zu bedanken! Freut mich wirklich sehr, dass dir das Buch gut gefallen hat! 🙂

Was ich aber aus Neugier mal fragen muss, weil ich es jetzt schon in echt vielen Rezis gelesen habe: Wie kommen alle darauf, dass Robin seine eigene Erzählperspektive hat? 😀

Zu deinen Kritikpunkten mit den Hintergründen – nur als (natürlich spoilerfreie) Gedanken von mir dazu:
– Das Finanzierungssystem funktioniert vor allem über die monatlichen Mitgliedsbeiträge (insbesondere auch der externen Mitglieder), das Familienvermögen und die Gewinne aus den Dorville-Immobilien und aus dem Verkauf der ziiiiemlich teuren Tickets für Events mit externen Gästen. Bei Vickys Crashkurs wird das Thema ja mal angerissen.
– Mit der Unübertragbarkeit der Glamourgesellschaften in unser derzeitiges Justiz- und Gesellschaftssystem hast du natürlich recht. Für mich war es eher ein Gedankenspiel – was wäre, wenn einiges sich anders entwickelt hätte und es so etwas geben könnte. Also eine Art parallele Gegenwart, die relativ frei mit den uns bekannten Regeln umgeht. Ich kann den Punkt aber nachvollziehen – da verschwimmen die Genres vielleicht ein bisschen, aber in eine ganz fiktive Welt hätte die Geschichte irgendwie auch nicht gepasst.

Liebe Grüße
Evelyn

Evelyn
Reply to  Yvonne
7. Oktober 2018 14:18

Total interessant! Ich habe auch nur nachgefragt, weil das jetzt wirklich schon die vierte oder fünfte Rezension ist, in der das steht. Dabei ist Robin ja eigentlich der Charakter, über dessen Gedanke und Gefühle man am wenigsten weiß. Vicky scheint eine besondere Verbindung zu ihm zu haben 😀 😀

Liebe Grüße!

Reply to  Evelyn
7. Oktober 2018 18:34

Finde ich gut, dass du nachgefragt hast. Ich war ehrlich ein bisschen erschrocken über mich selber. Zuerst habe ich mir überlegt, ob ich so oberflächlich gelesen habe. Aber das ist es definitiv nicht. Ich habe die Geschichte ziemlich gut im Kopf. Von daher spricht das für mich einfach für deinen Schreibstil und, dass Vicky es geschafft hat, Robin dem Leser sehr nahe zu bringen. Aber spannend, dass das mehrern Rezensenten passiert ist.
LG
Yvonne

Madame Lustig
9. Oktober 2018 11:02

Hallo liebe Yvonne,

da wollte ich dir eigentlich nur einen kurzen Besuch abstatten und mich auf dem Laufenden halten und entdecke direkt ein Buch, das ich bisher noch nirgends gesehen hatte. Und prompt wurde ich neugierig. Die Story klingt interessant und ich glaube, sie könnte etwas für mich sein, allerdings denke ich, dass ich erst noch Band 2 und deine Meinung dazu abwarte, bevor ich mir das Buch zulege. Gerade der Punkt, dass dir Robin so extrem unsympathisch war, lässt mich hadern, denn ziemlich sicher wird es hier am Ende auf ein Liebesfinale hinauslaufen und bei einer Dilogie (ist es doch, oder?) bliebe nur noch ein Band, um Robin glaubhaft zu wandeln und alles zu erklären. Das kann klappen, oder auch nicht. Ich bin gespannt, was du sagst!

Ganz liebe Grüße,
Maike