Gelesen 2020,  3 Sterne,  Rezensionen

[Rezension] Niemandsstadt – Tobias Goldfarb

Rezension, Thienemann Verlag, Tobias Goldfarb,

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Titel: Niemandsstadt
Reihe: Einzelband
Autor: Tobias Goldfarb
Verlag: Thienemann
Erscheinungsjahr: 2020
Einband: Hardcover
Seitenanzahl: 368

Meine Wertung: 3 Federn

Klappentext:

In der Niemandsstadt gibt es alles, was man sich in der Wirklichkeit erträumt. Drachen ziehen durch die Wolken, Statuen zwinkern einem freundlich zu. Gleich drei Sonnen wärmen Gesicht und Rücken. Räume entstehen immer dann, wenn man sie braucht. Hier fühlt sich Josefine wohl. Doch diese Stadt, ihre Geschöpfe und ihr Zauber sind in Gefahr. Bedroht von spionierenden Crowbots, von Magie raubenden Maschinen, von einer weiten, weißen Leere. Ausgerechnet Josefine soll eingreifen – aber wie bekämpft man einen Gegner, der nicht existiert?

Rezension:

Die Geschichte wird zunächst aus Josefines Sicht und später aus Elisabeths Sicht geschildert. Gut gefallen hat mir, dass für beide Figuren verschiedene Schriftarten gewählt wurden, so dass man immer genau weiß, wenn man gerade begleitet. So unterschiedlich die beiden Protagonistinnen sind, so spannend sind dennoch beide Stränge. Bei Josefine hat es etwas gedauert, bis ich mich mit ihr anfreunden konnte, bei Elisabeth ging es deutlich schneller.

Der Einstieg in die Niemandsstadt fiel mir dann auch ehrlich gesagt nicht ganz leicht. Josefine macht es dem Leser am Anfang nicht einfach, sie zu mögen und irgendwie wirkten ihre Gedanken etwas konfus. Gut, vielleicht ist man auch etwas konfus, wenn man zwischendurch aus der Realität in eine andere Realität abtaucht und nicht so genau weiß, was es damit auf sich hat. Gewundert hat mich, das Josefine alles einfach so hin nimmt. Sie wundert sich kaum, hinterfragt nicht. Im Laufe des Buches änderte es sich. Josefine macht eine deutliche Entwicklung durch und sie wird sympathischer und auch nahbarer. Ihre Handlungen und Gedanken lassen sich besser nachvollziehen. Dennoch hätte ich mir für Josefine etwas mehr Biss gewünscht. Sie ist und bleibt ein bisschen zögerlich, ein bisschen zu zurückhaltend.

Besser rein kam ich in die Geschichte dann, als Elisabeth anfing, sie zu erzählen. Ihr konnte ich besser folgen, weil sie irgendwie logischer denkt, den Leser besser an ihren Gedanken teilhaben lässt. Sie hat mir unglaublich gut gefallen. Eli, wie sie genannt wird, nutzt Magick, eine Plattform ähnlich Instagram, um zu Geld zu gelangen. Sie zeigt der Welt von sich, was die Welt sehen will. Im Laufe der Geschichte merkt man aber schnell, dass hinter Eli viel mehr steckt. Eine mutige junge Frau, die bereit ist, ihren Weg zu gehen.

Merkwürdig fand ich, dass Eli sich zwischenzeitlich im Darknet herumtreibt. Sie machte nicht gerade den Eindruck, ein Computerfreak zu sein. Ich denke nicht, dass ein normales junges Mädchen weiß, wie man ins Darknet gelangt. Passte für mich nicht zusammen und wurde für mich auch im Laufe des Buches nicht nachvollziehbarer.

Insgesamt ist die Geschichte spannend und anders. Technik trifft auf Magie trifft es hier wirklich. Nicht immer gelang es Tobias Goldfarb zu 100 %, mich mitzunehmen. Ab und an ist die Geschichte ein bisschen schwer zu durchschauen und ich hatte lange Zeit Probleme, zu verstehen, was genau das Problem in der Niemandsstadt ist und wodurch es ausgelöst wird. So ganz bis ins Letzte hat sich mir die Verbindung auch nicht erschlossen. Auch, wie Josefine in die Niemandsstadt gelangt, erschloss sich erst recht spät.

Die zentrale Frage des Buches ist für mich, ob künstliche Intelligenz träumen kann? Kann man dies einer Maschine beibringen? Oder unterscheidet das Träumen den Menschen von der Maschine? Je weiter man in der Geschichte voran kam, umso spannender wurde sie allerdings dann auch. Wobei mir die ganze Zeit Elis Strang sehr viel besser gefallen hat, weil sie einfach interessanter und mutiger ist. Josefine blieb ein bisschen blaß und langweilig.

Ich war am überlegen, ob ich 3 oder 4 Federn vergebe. Ich muss gestehen, dass ich mich schwer damit tue, diesem Buch „nur“ 3 Federn zu geben. Letzten Endes wären 4 Federn im Vergleich mit anderen Büchern aber zu viel aus meiner Sicht. Für mich handelt es sich bei Niemandsstadt um ein von der Grundidee her wirklich spannendes Buch. Der Autor hat es bei mir aber nicht geschafft, mich schnell abzuholen und mir vor allem beide Protagonisten näher zu bringen. Niemandsstadt punktet durch Eli und die Frage „Mensch oder Maschine“. Gewünscht hätte ich mir eine zweite Protagonistin mit etwas mehr Biss und ab und an einen etwas höheren Spannungsbogen.

Von mir gibt es 3 Federn. Ich möchte euch Niemandsstadt empfehlen, wenn ihr leicht skurrile Geschichten mögt, die zum nachdenken anregen.

Weitere Rezensionen findet ihr bei:
The Libarian and her books – 4 Sterne
Booksnerds by Kerstin
Bücherfarben – 3,5 Sterne
Bambinis Bücherzauber – 4 Sterne

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2 Comments
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7. Juni 2020 18:56

Hallöchen Yvonne,
 
das klingt teilweise ein bisschen nach Matrix. Ich habe oft ein Problem, wenn es um verschiedene Realitäten geht, aber die Übergänge schwammig sind. Ich glaube, das ist der Punkt, bei dem ich manche Stellen nochmal lesen muss.
 
Danke für die Vorstellung, jetzt habe ich eine Vorstellung, was sich hinter dem Titel versteckt.
 
Liebe Grüße
Tina