Rezensionen,  5 Sterne,  Gelesen 2018

[Rezension] Fanatisch – Patricia Schröder

Rezension, Patricia Schröder, Coppenrath Verlag

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Titel: Fanatisch
Reihe: Einzelband
Autorin: Patricia Schröder
Verlag: Coppenrath
Erscheinungsjahr: 2018
Einband: Hardcover
Seitenanzahl: 380

Meine Wertung: 5 Federn

Klappentext:

Sechs Mädchen verschwinden spurlos und kehren nach sechs Tagen völlig unvermittelt nach Hause zurück – in einheitlicher Kleidung, mit einer genähten Wunde an der Hand und alle sechs schweigen beharrlich. Religiöse Fanatiker haben sie auf grausame Weise biblischen Ritualen unterzogen. Nara ist eine der Geiseln gewesen und auch sie darf kein Wort sprechen. Denn der Entführer hat gedroht, ihrem Bruder etwas anzutun. Doch warum wurde gerade sie auserwählt? Langsam erkennt Nara, dass ihr Martyrium Teil eines größeren Plans ist, in dem sie eine besondere Rolle spielt. Und nur wenn sie es rechtzeitig schafft, sich in die fanatische Gedankenwelt des Täters zu vertiefen, kann sie das große angekündigte Unheil verhindern.

Rezension:

Patricia Schröder versteht sich darauf, dem Leser keine Zeit zum Luft holen zu lassen. Von der ersten Seite an hält sie die Spannung hoch und fesselte mich damit an ihre Geschichte. Sie versteht es, bei aller Spannung, dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht selbst überholt. An keiner Stelle hatte ich das Gefühl, dass es irgendwie zu schnell geht, dass ich irgendetwas verpasst habe. Die Geschichte entwickelt sich einfach stetig vorwärts, ohne ausschmückendes Beiwerk, dass nur ablenken würde. Dabei behält sie jederzeit den roten Faden im Auge und schreibt so eine runde, sehr glaubwürdige Geschichte.

Nara selbst war eine wundervolle Protagonistin. Patricia Schröder hat ihre Figur sehr glaubhaft angelegt. Einerseits stark verängstigt, andererseits will sie sich nicht unterkriegen lassen und fängt nach einiger Zeit an, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Schnell, aber nicht unglaubwürdig schnell, begreift sie die Zusammenhänge und fängt auf eigene Faust an das, was ihr passiert ist aufzuklären. Dabei wird sie aber nie unvorsichtig oder schießt übers Ziel hinaus. Sehr gut hat die Autorin den Zwiespalt dargestellt, in dem Nara sich befindet. Einerseits ist sie ein Teenager, der nichts lieber möchte, als sich einem Erwachsenen anzuvertrauen, andererseits hat sie viel zu viel Angst, was passieren könnte, wenn sie sich den Forderungen ihres Entführers nicht stellt.

Charlie, Naras beste Freundin hat mir sehr gut gefallen. Absolut loyal, auch in schweren Zeiten, womit ich bei einem so jungen Mädchen nicht unbedingt gerechnet habe. Sie agiert sehr einfühlsam und ich habe sie wirklich ins Herz geschlossen. Solch eine beste Freundin kann man nur jedem wünschen.

Der zweite, sehr starke Nebencharakter ist Tugce, eine der Mitgefangenen von Nara. Sie ergibt sich ihrem Schicksal nicht, sondern nimmt es selbst in die Hand. Vor allem während der Gefangenschaft der Mädchen, war sie eine starke Stütze.

Eingestreut wurden noch zwei weitere, sehr kurze, Stänge, die einmal den Täter und eines der weiteren Opfer begleiten. Man hatte dadurch ein kleines bisschen Einblick, wo das Ganze hinführen sollte und wie der Hintergrund der Taten war. Auf diese Weise bekommt man auch ein kleines bisschen Einblick in das Innenleben des Täters bzw. seine verqueren Ansichten. Ansonsten haben wir in diesem Buch mit dem Täter recht wenig zu tun. Auch wenn die Geschichte gut aufgelöst wird und Patricia Schröder uns über die Ansichten und Hintergründe des Täters nicht im Unklaren lässt, bekommt der Leser nicht so richtig einen Bezug zu ihm.

Der Schreibstil von Patricia Schröder ist einfach gehalten, keine unverständlichen Fremdworte, dafür knackige Sätze, die den Leser in ihren Bann ziehen. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, da die gesamte Geschichte wirklich extrem spannend ist. Ich hatte lange keine Ahnung, worauf es hinauslaufen wird. Die Geschichte ist teilweise schon sehr heftig, so dass ich das Buch eher älteren Jugendlichen empfehlen würde. Bei Amazon wird das Buch ab 14 Jahren empfohlen, ich persönlich würde das Alter eher etwas höher setzen.

Das Einzige, was mich ein bisschen gestört hat war, dass man bei der Auflösung erfuhr, dass ein Erwachsener, der auch noch bei einer Behörde arbeitete, tatsächlich ansatzweise in die Geschichte eingeweiht war. Für mich war die Erklärung, warum dann die Polizei nicht mit deutlich mehr Nachdruck ermittelt, nicht schlüssig. Man sollte doch meinen, dass, wenn sechs Mädchen vermisst werden und eine Behörde Informationen hat, deutlich mehr Druck hinter die Ermittlungen gesetzt wird.

Von mir gibt es 5 Federn für einen spannenden Jugendthriller, bei dem die Autorin dem Leser keine Zeit zum Atem holen lässt. Starke Charaktere und eine gut ausgearbeitete Geschichte.

Weitere Rezensionen findet ihr bei:
Druckbuchstaben – 4 Sterne

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11 Comments
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22. Februar 2018 14:14

Hallo Yvonne,
das klingt nach einem spannenden und rasanten Thriller. Bei Jugendthrillern bin ich immer sehr vorsichtig geworden, da sie mir oftmals zu unschlüssig daherkommen und ich mich frage, wer das denn so glauben soll. Hier scheint sich alles zu fügen, bis auf die kleine Unstimmigkeit am Schluss, die du erwähnst. Im ersten Moment dachte ich, du hättest gespoilert. Aber ich denke mal, dass mit deiner Kritik keiner schneller auf die Lösung kommt, oder?
Ich werde mir mal noch weitere Rezis anschauen. Evtl. lese ich doch wieder einen Jugendthriller. Nach Poznanski traue ich mich nämlich nicht mehr. Die haben mir so gar nicht gefallen. 😉
GlG vom monerl

Reply to  Yvonne
28. Februar 2018 23:04

Das ist super! Ich habe es mal auf meine Wunschliste gesestzt. 🙂
„Erebos“ habe ich abgebrochen und bei „Saeculum“ konnte ich gar nicht fassen, wie es geendet hat. Sowas von an den Haaren herbeigezogen… Deshalb lese ich keine Jugendthriller von Poznanski mehr. Die passen einfach nicht zu mir.
GlG, monerl

Janna | KeJas-BlogBuch
25. Februar 2018 16:04

Bei Jugendthrillern überlege ich ja immer 2x ob ich es wagen soll – kann gar nicht ausgiebig begründen warum … Aber hier scheint sich das lesen wirklich zu lohnen! Keine sich überholenden Szene und dennoch absolut einnehmend klingt nach einer Story für mich (= Zack, Wunschliste 😉

26. Februar 2018 15:01

Liebe Yvonne,
sehr schöne Rezension zu dem Buch! <3

Ich bin selber schon sehr gespannt darauf es zu lesen. Bisher haben mich alle Bücher von Patricia Schröder begeistern können. 🙂

Liebe Grüße
Miri

Dana
3. März 2018 18:23

Hallo Yvonne,
es freut mich, dass dich das Buch mehr packen konnte, als mich. Einige Dinge waren wirklcih genial angelegt, anderes war mir einfach durch das Wissen im Vorfeld, nicht mehr spannend genug. Wieso nicht ermittelt wurde, obwohl es Leute gab, die einiges wussten, das habe ich mich ehrlich gesagt auch gefragt… eher unverständlich.
LG Dana

12. März 2022 0:07

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