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[Rezension] Future Fairy Tales – Holly-Jane Rahlens
AnzeigeTitel: Future Fairy Tales
Reihe: Einzelband
Autorin: Holly-Jane Rahlens
Verlag: Rotfuchs
Erscheinungsjahr: 2022
Einband: Hardcover, ebook
Seitenanzahl: 272Meine Wertung: 5 Federn
Klappentext:
Ein besonderes Märchenbuch für starke Mädchen – und für die Frauen, die sie auf ihrem Weg begleiten. Holly-Jane Rahlens zeigt mit diesen höchst originellen Märchenvariationen ihr ganzes Können: Ob Aschenputtel, Rapunzel oder Sterntaler, die Autorin spielt gekonnt mit Märchenmotiven und erzählt sie aus einer futuristischen Perspektive völlig neu. Dazu liefert sie unterschiedlichste Erzählweisen, vom Tagebucheintrag über Kurzgeschichte, Drehbuch oder Gedicht bis hin zum Blogeintrag. Es sind Texte voller Humor und Tiefe, Emotion und literarischem Erfindungsgeist. Und wie nebenbei entsteht für den Leser eine ganz neue Welt in der fernen Zukunft.
Rezension:
Das Buch ist definitiv wieder anders. Gut anders! Dass Holly-Jane Rahlens schreiben kann, hat sie schon mit vielen Büchern bewiesen. Dass sie neue Ideen hat, hat sie vor allem mit „Everlasting – Der Mann, der aus der Zeit fiel“ bewiesen. Dieses Buch geht ein bisschen in die Richtung. Wir befinden uns in einer fernen Zukunft, in der die Menschheit in Urbanites und Forester aufgeteilt ist. Die einen leben mit modernster Technik in den Städten. Die anderen versuchen eher das ursprüngliche Leben zu bewahren.
Holly-Jane Rahlens nimmt sich bekannte Märchen der Gebrüder Grimm vor und lässt diese in der Zukunft spielen. Zwischen den einzelnen Märchen wird ein bisschen erklärt, auf welches ursprüngliche Märchen die Geschichte fußt und wie dieses „neue“ Märchen wohl entstanden ist.
Es handelt sich wohl eher weniger um einen Roman, als eine Anthologie, auch wenn die Erläuterungen der Herausgeberin Hailey Layne-Arlens die Geschichten in einen Zusammenhang bringen. Letzten Endes steht aber jedes Märchen für sich.
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[Rezension] Schwesternzeiten – Anke Schläger
AnzeigeTitel: Schwesternzeiten
Reihe: Einzelband
Autorin: Anke Schläger
Verlag: Selfpublisherin
Erscheinungsjahr: 2021
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 318
Meine Wertung: 4 Federn
Klappentext:
Warum will Merle nicht begreifen, dass es zwischen Schwarz und Weiß jede Menge Grautöne gibt? So war es schon immer, auch vor mehr als fünfzig Jahren, bei einem anderen Zwillingspaar …
Wie sich die Bilder gleichen! Vor einem halben Jahrhundert sind die Zwillingsschwestern Sophie und Ida im Streit auseinandergegangen. Nun herrscht auch zwischen Sophies Enkelinnen Merle und Hannah eisiges Schweigen. Sophies Versöhnungsversuch endet im Pflegeheim, in dem sie erstmals die eigene Lebensuhr ticken hört. Wie viel Zeit bleibt ihr noch, um etwas über Idas Schicksal in Erfahrung zu bringen? Von schlechtem Gewissen geplagt, steigen ihre Enkelinnen ins Flugzeug. Auf Hvar, einer Insel an der kroatischen Adriaküste, suchen sie zunächst vergeblich nach Omas Schwester. Bis Darian auftaucht, der ihnen hilft und nicht nur Sophie das Glück zurückbringt …
Rezension:
Schwesternzeiten von Anke Schläger hat mir wirklich gut gefallen. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und schnell. Die Geschichte machte mich aber auch sehr nachdenklich. Zum Glück habe ich ein ganz wunderbares Verhältnis zu meinen Eltern und meiner Schwester. Aber was wäre, wenn nicht? Ich persönlich könnte nicht damit leben, wenn ich mit meiner Schwester so zerstritten wäre, dass wir uns über Jahre nicht sprechen. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die den Kontakt zur Familie abgebrochen haben, weil sie ihnen nicht guttut. Das muss auch absolut jeder für sich selbst entscheiden. Mein Leben würde es ärmer machen und ich würde alles daran setzen, das Verhältnis zu kitten. Für mich ist und bleibt Blut dicker als Wasser. Das sehen auch die beiden Zwillingspaare in dieser Geschichte scheinbar grundsätzlich so. Auch sie setzen nach und nach alles daran, ihre jeweiligen Beziehungen zu kitten.
Nebenbei bekommen wir noch ein paar Eindrücke der kroatischen Landschaft. Das muss wirklich ein tolles Land sein. Für Hannah und Merle kommen auch der Urlaub und die Liebe nicht zu kurz. Anke Schläger hat es wirklich geschafft, alle Charaktere unglaublich sympathisch zu gestalten. Man schaut ihnen gerne über die Schulter und begleitet sie ein Stück durch ihr Leben.
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[Alltagsworte] Samstagsplausch 10/2022
Lange habe ich wieder nicht bei Andrea und ihrem Blog Karminrot am Kaffeetisch Platz genommen zum
Samstagsplausch
Ich weiß einfach nicht, was ich erzählen soll. Aber ich dachte, dass ich mich mal wieder hören lassen sollte. Nicht, dass ihr denkt, dass es mich nicht mehr gibt. Es gibt ja in unserem Leben gefühlt nur noch zwei beherrschende Themen. Zum einen Thema, dem großen „C“ äußere ich mich hier nach wie vor lieber nicht. Zum anderen Thema kann ich mich nicht äußern, da ich ehrlich gesagt keine Ahnung habe. Ich weiß nicht, wer Schuld ist, welche Seite welche Dinge getan hat. Ich kann es nicht beurteilen, von daher enthalte ich mich.
Ich lese derzeit zwei völlig unterschiedliche Bücher, die beide in Russland „spielen“. Es handelt sich bei beiden Bücher nicht um fiktive Geschichten. Unter dem Eindruck der derzeitigen Ereignisse, denen wir gerade beiwohnen müssen, bekomme ich auf beide Bücher ein bisschen einen anderen Blickwinkel, als ich es normalerweise gehabt hätte. Es ist alles irgendwie ein bisschen surreal.
Beide Bücher sind richtig gut. „… und nie kann ich vergessen“, erzählt die Geschichte von Hans-Erdmann Schönbeck, der vor 80 Jahren Stalingrad überlebt hat. Das Buch ist unglaublich berührend, beeindruckend und trotz seiner Emotionalität irgendwie auch sachlich. Von einem Buch, an dem Tim Pröse mitgewirkt hat, hatte ich auch nichts anderes erwartet. Wieder ein unglaublich einfühlsames Buch, das mich von der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat. Ich bin jetzt auf S. 67.
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[Montagsfrage] #12/2022 Welche Schullektüren waren Euch die liebsten und die verhasstesten?
Die Montagsfrage ist eine Aktion von Sophia vom Blog Wordworld. Die Montagsfrage beantwortet man übrigens immer im Laufe der Woche. Es muss also nicht gleich am Montag sein, wenn die Frage online geht. Das kommt mir durchaus entgegen, denn so kann ich im Laufe der Woche dabei sein.
Die heutige Frage dreht sich um unsere Schullektüre:
Welche Schullektüren waren Euch die liebsten und die verhasstesten?
Ich muss gestehen, dass ich wenig Erinnerung an meine Schullektüren habe. Schule ist bei mir ja immerhin auch über 20 Jahre her. Puh… ich werde alt…
Erinnern kann ich mich an die Schullektüre, zu der ich auch mit der Klasse die erste Lesung in meinem Leben besucht habe und bei der ich mein allererstes signiertes Buch erhalten habe. Wir haben „Hass im Herzen – Im Sog der Gang“ von Margret Steenfatt gelesen. Ich habe gerade mal ins Buch geschaut. Die Lesung wurde anscheinend von der Volkshochschule organisiert, denn ich habe die Eintrittskarte vorne ins Buch geklebt. 4 D-Mark hat der Eintritt am 24.03.1993 gekostet. Die Autorin hat das Buch mit den Worten „gehorchen oder selbst entscheiden?“ signiert. An das Buch habe ich tatsächlich sehr gute Erinnerungen. Es hat mir damals gefallen. Vielleicht ein interessanter Nebenaspekt. Das Buch ist aus dem Rowohlt Verlag „rororo rotfuchs“. Der kleine Rotfuchs feiert in diesem Jahr am 8. März bereits sein 50-jähriges Jubiläum (1972 – 2022). Mein Jugendbuchregal war voll mit diesen Büchern.
Außerdem kann ich mich erinnern, dass wir „Damals war es Friedrich“ von Hans Peter Richter gelesen haben. Auch das Buch ist mir in sehr guter Erinnerung. Das Buch hat mich damals dazu gebracht, mehr Bücher aus diesem Bereich, also zweiter Weltkrieg, Judenverfolgung, aber auch über Mädchen und Jungen in der Hitler Jugend oder im Bund Deutscher Mädchen zu lesen. Ich erinnere mich an Bücher, wie „Die Kinder aus Haus Nr. 67“, „Aber Steine lügen nicht“ oder „Sonderappell“. Es gab da noch eine ganze Reihe Bücher mehr, die ich verschlungen habe. dtv Junior bot da eine große Palette an Büchern, die alle sehr spannend waren.
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[Rezension] Gut Mohlenberg (2): Mehr als die Finsternis – Melanie Metzenthin
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Titel: Mehr als die Finsternis
Reihe: Gut Mohlenberg; Band 2
Autorin: Melanie Metzenthin
Verlag: Tinte & Feder
Erscheinungsjahr: 2021
Einband: Taschenbuch, ebook
Seitenanzahl: 333Meine Wertung: 5 Federn
Klappentext:
Gut Mohlenberg, 1923: Die Wirtschaftskrise hat Deutschland fest im Griff. Friederike von Aalen ist froh um jeden Patienten, der die Behandlung in ihrer Einrichtung für psychisch Kranke noch bezahlen kann. Als Neupatientin kommt die aufmüpfige Luise nach Gut Mohlenberg. Die Eltern der 17-Jährigen möchten sie vor allem weitab vom kriminellen Einfluss ihrer Freunde wissen. Unerwartet trifft eine weitere junge Frau ein: eine traumatisierte Schwangere, die hartnäckig schweigt. Gelingt es Friederike, hinter ihr Geheimnis zu kommen, um ihr zu helfen? Schließlich bringt die Unbekannte ein dunkelhäutiges Kind zur Welt. Ein Skandal im Lüneburg der 1920er-Jahre.
Rezension:
ACHTUNG: Rezension enthält Spoiler zu Band 1.
Wir befinden uns im Jahr 1923 in der Nervenheilanstalt Gut Mohlenberg. Auf Gut Mohlenberg ist ein bisschen Ruhe eingekehrt, nachdem der Mörder überführt wurde und wir Friederikes Mann leider zu Grabe tragen mussten.
Walter Pietsch lebt nun unter seinerm richtigen Namen, Wolfgang Adler auf Gut Mohlenberg und ist Friederike gemeinsam mit seiner Frau Juliane eine große Stütze. Ich mochte den ausgeglichenen, immer freundlichen Wolfgang immer lieber. Er unterstützt, wo er kann und wer hätte gedacht, dass sogar der Name Walter Pietsch nochmal wieder Bedeutung erlagen würde in diesem Band?
Friederike packt weiterhin tatkräftig an. Sie hat es in diesem Buch gleich mit zwei Schützlingen zu tun. Der Wildfang Luise, die lieber ein Junge wäre als eine junge Frau und die schweigsame Annemarie. So unterschiedlich die jungen Frauen auch sind, so vereint sie, dass sie in einer Welt gefangen sind, in der Konventionen und „das Ansehen“ mehr gelten, als das persönliche Glück. Die Mißhandlung einer Schwangeren durch ihre Familie wird nicht nur geduldet, sondern ist schon eher sogar anerkannt. Sie ist ja schließlich selbst Schuld, dass sie sich mit dem „falschen“ Mann eingelassen hat. Wie konnte sie nur?
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[Rezension] Der Engel von Warschau – Lea Kampe
AnzeigeTitel: Der Engel von Warschau
Reihe: Einzelband
Autorin: Lea Kampe
Sprecher:
Verlag: Hörbuch Hamburg Verlag; gedruckte Ausgabe im Piper Verlag
Erscheinungsjahr: 2021
Länge: 659 Minuten (ungekürzt)Meine Wertung: 5 Federn
Klappentext:
Die ergreifende Geschichte des »weiblichen Oskar Schindler«
Warschau, 1940: Die Nazis errichten das Ghetto. Die 29-jährige Sozialarbeiterin Irena versucht alles, um den jüdischen Menschen zu helfen. Sie versteckt ein kleines, von verzweifelten Eltern ausgesetztes Mädchen unter falschem Namen bei einer nicht-jüdischen Familie. Was als mutige Tat beginnt, wird zur groß angelegten Rettungsaktion. Irena schmuggelt immer mehr Kinder mit gefälschten »arischen« Identitäten aus dem Ghetto. Sie denkt nie ans Aufgeben, obwohl sie in ständiger Lebensgefahr schwebt. Aber Irena muss nicht nur um ihr eigenes Leben bangen. Denn Adam, ihre große Liebe, ist Jude.
Rezension:
Das Buch ist unglaublich gut. Ich war von der ersten Minute an gefesselt und konnte kaum aufhören zu hören.
Lea Kampe erzählt die Geschichte von Irina Sendler, die rund 2.500 Kinder vor dem sicheren Tod rettete, indem sie sie aus dem Warschauer Ghetto schmuggelte. Es handelt sich um eine wahre Geschichte und selbst unter der Folter der Gestapo soll Irina Sendler keine Informationen Preis gegeben haben.
Mich hat die Geschichte extrem berührt, da man einfach weiß, dass das, was erzählt wird so oder ähnlich tatsächlich passiert ist. An einer Stelle, als die Kinder aus dem Waisenhaus durch die Straßen zum Umschlagplatz geführt wurden musste ich tatsächlich weinen. So eindrucksvoll wurde die Szene geschildert.
An anderen Stellen wurde mir regelrecht übel. Nicht, weil es besonders blutig war, denn hier wird kein Thriller erzählt, sondern weil das, was die Herren besprechen in der Gleichmut, wie darüber er geredet wird einfach mal mehrere Hunderttausend Juden umzubringen so widerlich ist. Ich weiß nicht so richtig, wie ich es beschreiben soll. Natürlich ist das so oder so furchtbar, aber mich hat so erschrocken, wie neutral die Verantwortlichen darüber reden. Als würde man einen Garten von Unkraut befreien. Das ist mir so bei anderen Büchern noch nicht passiert, dass ich tatsächlich würgen musste. Spricht sowohl für den Schreibstil von Lea Kampe, aber auch für die beiden Sprecher.