3 Sterne,  Gelesen 2021,  Rezensionen

[Rezension] Die Charité (1): Hoffnung und Schicksal – Ulrike Schweikert

Rezension, Ulrike Schweikert,

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Titel: Hoffnung und Schicksal
Reihe: Die Charité
Autorin: Ulrike Schweikert
Verlag: Rowohlt
Erscheinungsjahr: 2019
Einband: 
Seitenanzahl: 496

Meine Wertung: 3 Federn

Klappentext:

1831 geht in Berlin die Angst um, die Cholera könnte Deutschland erreichen – und als auf einem Spreekahn ein Schiffer unter grauenvollen Schmerzen stirbt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. In der Charité versuchen Professor Dieffenbach und seine Kollegen fieberhaft, ein Heilmittel auszumachen. Währenddessen führen drei Frauen ihren ganz persönlichen Kampf: Gräfin Ludovica, gefangen in der Ehe mit einem Hypochonder, findet Trost in den Gesprächen mit Arzt Dieffenbach. Hebamme Martha versucht, ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bieten. Und die junge Pflegerin Elisabeth entdeckt die Liebe zur Medizin und – verbotenerweise – zu einem Arzt.

Rezension:

Laut Klappentext begleiten wir drei Frauen bei ihrem persönlichen Kampf zu Zeiten der Cholera. Hm… ich finde, dass der Klappentext etwas in die Irre führt. Die Cholera ist zwar der Aufhänger der Geschichte, nimmt aber eher eine Nebenrolle ein und ist bevor das Buch auch nur halb gelesen ist auch schon wieder beendet. Hier hatte ich die Vorstellung, dass sich das Buch mehr mit der Behandlung der Cholerakranken auseinandersetzt. Nichts desto trotz kommt die Behandlung von Krankheiten in der Charité im Laufe des Buches nicht zu kurz. Wir haben Patienten mit Krätze, Syphillis, wir begleiten Dr. Dieffenbach bei seinen Operationen und Martha, wie Kinder geboren werden und auch sterben.

Hauptfigur des Buches ist eindeutlich Elisabeth, denn sie begleiten wir am häufigsten. Sie ist eine sehr starke junge Frau, die allerdings recht allein auf der Welt ist. Gefallen hat mir ihr warmherziger Umgang mit ihren Mitmenschen, vor allem mit den Kranken. Die Barmherzigkeit, das Mitgefühl kommt bei den anderen Wärterinnen (so heißen die Krankenpfleger) und den Ärzten deutlich zu kurz. Elisabeth bringt Wärme in das Leben der Charité.

Ludovica empfand ich eher als Nebenfigur, die dafür sorgte, dass wir Dr. Dieffenbach näher kennenlernen. Leider muss ich sagen, dass er mir, so brillant er auch als Arzt sein mochte, als Person immer weniger gefiel. Er ist nicht aufrichtig, von Ehrgeiz getrieben und sehr egoistisch. Schade, denn zuerst dachte man wirklich, dass er ein bewundernswerter Mann sei.

Ludovica selbst ist definitiv  eine interessante Frau, die aber in den starren Vorgaben des 19. Jahrhunderts gefangen ist. Sie lebt in einer unglückliche Ehe, aus der es kein Entkommen gibt und an merkt, dass sie einen klugen Kopf hat, der nur leider fast niemanden interessiert. An Ludovica konnte man sehr gut sehen, wie sehr die Frauen damals darunter litten, dass sie nicht alle Berufe ergreifen durften.

Martha war so mittelmäßig interessant. Sie ist zumindest eine Kämpfernatur, aber so richtig warm konnte ich mir auch nicht werden. Was mir an ihr gefallen hat ist, dass sie sich für ihren Sohn und auch für ihre Freundin Elisabeth einsetzt.

Die Geschichte ist gut geschrieben und ich freue mich schon auf den zweiten Band. Aber sie kratzt sehr an der Oberfläche. Keine der Figuren hat Tiefgang, keine der Figuren setzt sich mit ihrem Leben und dem, was sie tagtäglich tut wirklich auseinander. Die Geschichte plätschert so vor sich hin. Nicht uninteressant, wirklich nicht, aber halt auch nicht wirklich gehaltvoll. Der Schreibstil ist leicht zu lesen und durchaus fesselnd, sonst wäre ich nicht dran geblieben. Auch wenn die Figuren nicht tief ausgearbeitet sind, so konnte ich sie mir trotzdem alle gut vorstellen.

Das Buch ist interessant und ich wurde durch die Geschichte vorwärts gezogen. Insgesamt muss ich aber sagen, dass den Figuren Tiefe und Reflexion ihres Verhaltens gefehlt hat. Ich hatte mir mehr versprochen. Ich vergebe gerne solide 3 Federn.

Wer einen historischen Roman sucht, den er so nebenbei wegschlüpfen kann, der ist hier richtig.

Weitere Rezensionen findet ihr bei:
Buchmomente (Hörbuch) – 4 Federn

Ich habe zu folgenden historischen Romanen, die im medizinischen Bereich angesiedelt sind, Rezensionen geschrieben:
Metzenthin, Melanie – Als wir zu träumen wagten (Die Hafenschwester; Band 1)
Metzenthin, Melanie – Als wir wieder Hoffnung hatten (Die Hafenschwester; Band 2)
Winterberg, Linda – Aufbruch in ein neues Leben (Hebammen-Saga; Band 1)

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