Rezensionen,  3 Sterne,  Gehört 2018

[Rezension] After Work – Simona Ahrnstedt

Rezension, Audible exklusiv, Simona Ahrnstedt, Vera Teltz, Bastei Lübbe

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Titel: After Work
Reihe: Einzelband
Autorin: Simona Ahrnstedt
Sprecherin: Vera Teltz
Verlag: Audible exklusiv
Verlag Buchausgabe:
Bastei Lübbe
Erscheinungsjahr: 2018
Hörbuch-Download; 14 Stunden

Meine Wertung: 3 Federn

Klappentext:

Als Lexia Vikander erfährt, dass ihre Stockholmer Marketingagentur von einem großen Konzern aufgekauft wurde, gibt es für sie nur eine Lösung: Alkohol. Und zwar viel davon. In einer Bar lernt sie den aufregenden Adam Nylund kennen, der ihr nicht nur einen Drink nach dem nächsten spendiert, sondern ihr am Ende des Abends auch noch den heißesten Kuss gibt, den sie je zuvor bekommen hat. Lexia schwebt auf Wolke 7 – bis sie am nächsten Morgen zur Arbeit kommt und herausfindet, wer ihr neuer Chef ist.

Rezension:

Ich mag keine Romane, in denen die Protagonisten ständig nur am trinken sind. Der Klappentext machte mich da ein bisschen skeptisch. Aber letzten Endes war ich dennoch neugierig auf das neue Werk von Simona Ahrnstedt, also habe ich zugegriffen. Ich wurde positiv überrascht, denn sie haben wirklich nicht so häufig getrunken, auch wenn das Buch mit einem heftigen Absturz Lexias beginnt.

Lexia ist eine wirklich Klasse Protagonistin. Ein paar Kilo zu viel auf den Rippen, wegen derer sie bereits in der Schule gemobbt wurde und auch im Heute von Kollegen teilweise verächtlich angeschaut wird. Außerdem ist sie eine Frau, damit hat sie in der Männerdomäne Werbung eigentlich eh den Mund zu halten. Tut sie aber nicht. Lexia ist eine wirklich starke Persönlichkeit, die sich nicht scheut, den Mund aufzumachen, wenn ihr Unrecht getan wird.

Zu Adam stehe ich etwas zwiegespalten. Er tut zwar am Ende das Richtige, aber wie er dorthin gelangt ist nicht immer ganz der richtige Weg. Mit Lexia schlafen, um sie sich endlich aus dem Kopf zu schlagen? Hm… wusste ich gar nicht, dass man das so macht. Adam ist nicht blöd. Er hat einen guten Abschluss, steht mit beiden Beinen im Leben und weiß, wo er im Leben hin will. Ganz ehrlich? Es passte nicht zu ihm, dass er sich teilweise so unreif verhält. Als Agenturchef macht er sich aber ziemlich gut. Geht er zu Beginn als eiskalter Geschäftsmann in die Agentur, um diese auf Vordermann zu bringen, so merkt er schnell, dass dort Menschen arbeiten, die das Herz auf dem rechten Fleck tragen und nach und nach stellt sich auch bei ihm eine Wandlung diesen Menschen gegenüber ein.

Nebenfiguren, wie Roy (Adams Chef und Ziehvater), Siri (Lexias beste Freundin), Bashier (Adams bester Freund) oder Eva (Lexias Mutter) werden sehr vielschichtig dargestellt und von der Autorin nicht nur als blasse Typen mit abgehandelt. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und bringt Farbe in die Geschichte. Es gibt eigentlich keine Nebenfigur, die nicht wichtig für die Geschichte wäre, und wenn doch… entlässt Adam sie einfach gleich zu Beginn.

Die Geschichte wird aus beiden Sichten, Lexias und Adams Sicht erzählt und der Schreibstil von Simona Ahrnstedt ist gewohnt flüssig und eingängig. Sie schafft es in  kurzer Zeit, dem Leser ihre Figuren sehr nahe zu bringen, so dass man direkt mit ihnen leidet, lacht und liebt. Es gab allerdings ein paar Szenen, die irgendwie überzogen waren und so in der Realität wahrscheinlich nicht passiert wären, weil sie einfach nicht funktioniert hätten. Hat mich an der einen oder anderen Stelle schmunzeln oder die Stirn runzeln lassen, aber auch nicht weiter gestört, weil es für die Handlung nicht von entscheidender Bedeutung war.

Insgesamt ist die Geschichte sehr spannend und ich habe die 14 Stunden wirklich gebannt zugehört. Es kommen Themen wie Body Positivity, Sexismus und Rasissmus, Transgender und noch so einige Themen mehr, vor und ich finde, dass die Autorin diese sehr gut in ihr Buch einbaut und auch die richtigen Konsequenzen zieht. Sie geht allerdings nicht in die Tiefe, was diese verschiedenen Themen angeht außer vielleicht zum Thema Body Positivity. Es wird gut der Spagat beschrieben, in dem sie die Protagonisten befinden. Sich wahren? Alles einfach über sich ergehen lassen und es ignorieren, weil man sowieso nicht gegen an kommt? Letzen Endes beweist Lexia viel Mut und das hat mir wirklich imponiert.

Vielleicht sollte man sich allerdings eher auf ein oder zwei dieser wichtigen Themen konzentrieren und dann noch mehr in die Tiefe gehen, als alles anzusprechen, was einem gerade in den Sinn komme. Es wirkte ein bisschen, als wüsste die Autorin, dass heute von Lesern immer wieder gefordert wird, dass die Figurenwelt bunter wird und nun irgendwie alles, was es gibt, hier hineinpacken wollte. Ob das nun sein muss? Ich weiß es nicht. Gestört hat es nicht, aber gefühlt war es einen Tick zu viel.

Die Liebesgeschichte zwischen Lexia und Adam entwickelt sich nur sehr stockend vorwärts, was vor allem an Adam liegt. Sicher ist es nicht einfach, eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin anzufangen, aber letzten Endes macht er eigentlich nicht den Eindruck, als würde ihn kümmern, was andere über ihn denken. Das Hin und Her, sie immer wieder an sich rankommen zu lassen und sie wieder wegzustoßen war mir irgendwann einfach zu viel. Einfach mal eine Entscheidung treffen und die dann auch durchziehen.

Ich möchte noch etwas zum Cover sagen, was ich nicht oft tue. Ich finde, dass das Cover leider das Thema total verfehlt hat. Wer soll das sein? Die schlanke Rebecca oder die Mobberin ? Eine der beiden Nebenfiguren? Stimmig wäre gewesen, Lexia auf dem Titelbild zu zeigen, die hat aber deutlich mehr Kilos auf den Rippen, als die Frau, die wir hier von hinten sehen. Sehr schade, dass hier das Thema nicht stimmig umgesetzt wurde. Das wäre aus meiner Sicht mal richtig positiv gewesen.

Die Sprecherin, Vera Teltz, kannte ich schon von der Reihe „Die Erbin“ und sie hat mir wieder sehr gut gefallen. Vera Teltz hat einfach eine extrem angenehme Art zu lesen.

Von mir gibt es für den neuen Roman von Simona Ahrnstedt 3 Federn. Gute Unterhaltung mit einer starken Botschaft, die aber deutlich mehr hätte herausgearbeitet werden können. Aus meiner Sicht hat Simona Ahrnstedt sich nicht konsequent genug entschieden, ob sie einen Liebes-/ Unterhaltungsroman oder einen Roman mit einer starken Botschaft verfassen wollte. Dadurch gingen beide Themen ein bisschen ineinander unter.

Weitere Rezensionen findet ihr bei:
Glimrende – Lesetip
Bücher Fantasie – 3 Sterne
Magic Mirror Books – 5 Sterne

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4 Comments
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8. Juni 2018 10:40

Hallo Yvonne,

hm, deine Rezension lässt mich etwas zwiegspalten zurück, denn ganz überzeugt warst du ja nicht. Das Buch ist schon bei mir eingezogen und ich werde es auf jeden Fall auch lesen und bin gespannt, ob es mir gefällt. Ich erinnere mich, dass ich bei einem Buch der Autorin vor allem ihrem eher komplexen Schreibstil mochte.

Liebe Grüße
Desiree

8. März 2022 14:10

Hallo Yvonne,

herzlichen Dank für die Verlinkung, vor allem da es bei mir schon eine ältere Rezension ist.

Ich mochte „After Work“, auch wenn mich der Einbau gesellschaftskritischer Themen nicht ganz überzeugen konnte.

Viele Grüße.

Stefanie von glimrende.de