Rezensionen,  Gelesen 2017

[Rezension] Immer wieder im Sommer – Katharina Herzog

Rezension, Rowohlt Verlag, 5 Federn, Katharina Herzog

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>Titel: Immer wieder im Sommer
Reihe: Einzelband
Autorin: Katharina Herzog
Verlag: Rowohlt Polaris
Erscheinungsjahr: 2017
Einband: Paperback
Seitenanzahl: 377

Meine Wertung: 5 Federn

Klappentext:

Zweimal hat Anna ihr Herz verloren: Einmal an Max, doch die Ehe ging vor fünf Jahren übel in die Brüche. Und dann war da Jan … die unvergessene Liebe eines Jugendsommers. Schon lange fragt sie sich, was aus ihm geworden ist. Als sie erfährt, dass er auf Amrum wohnt, beschließt die sonst so vernünftige Anna spontan, mit ihrem VW-Bus gen Küste zu fahren. Doch dann meldet sich ihre Mutter, zu der sie seit 18 Jahren keinen Kontakt mehr hatte, mit schlimmen Nachrichten und einer großen Bitte. Am Ende sitzen nicht nur Anna und ihre Mutter zusammen im Auto, sondern auch ihre beiden Töchter – und Max …

Rezension:

Ich bin begeistert. Über eine erwachsene Frau zu sagen, dass sich der Schreibstil erwachsener anhört, als bei ihren anderen Büchern ist irgendwie albern, finde ich. Aber, ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Das Buch schlägt, trotz dessen, dass es auch ein leichter Sommerroman ist, sehr ernste Töne an. Es geht darum, damit umzugehen, wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt, darum, als Familie zusammen zu halten, sich gegenseitig zu beschützen und wertzuschätzen, aber auch einfach darum, gemeinsam Spaß zu haben.

Die Geschichte wird aus Sicht der zwei Frauen Frieda, Anna, sowie aus Sicht von Annas 14jähriger Tochter Sophie erzählt. Anna hat sich vor vielen Jahren von ihrer Mutter Frieda losgesagt und seitdem keinen Kontakt mehr zu ihr. Als nun ein Brief von Frieda kommt, dass sie sich bitte bei ihr melden soll, schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Anna hat herausgefunden, dass ihre alte Jugendliebe Jan heute auf Amrum lebt und möchte ihn wiedersehen. Ihre Mutter bewirtschaftet einen Hof in Schleswig-Holstein. Sie steigt in ihren alten VW-Bus und macht sich auf den Weg in den Norden. Was ihr nicht so recht gefällt ist, dass sie nicht allein unterwegs ist. Neben ihren beiden Töchtern hat sie auch noch ihren Ex-Mann Max und bald darauf auch einen jugendlichen Anhalter im Schlepptau.

Die Geschichte um Friedas Demenz ist sehr gut eingewoben. Man merkt, dass Katharina Herzog bei der Ausarbeitung Unterstützung von jemandem hatte, der erlebt hat, wenn ein naher Angehöriger an Demenz erkrankt. Frieda berichtet in kurzen Kapiteln von ihrem Leben und ihrer Ehe. Als sie anfing, zu bemerken, dass etwas mit ihrem Gedächtnis nicht stimmt, hat sie angefangen, ihre Geschichte für Anna aufzuschreiben. Dadurch erhält auch der Leser einen guten Blick auf diesen Hintergrund.

Anna ist diejenige, aus deren Sicht die Geschichte hauptsächlich erzählt wird. Sie ist die Hauptperson dieses Buches. Ohne sie würde es diese Geschichte nicht geben. Vor einigen Jahren von ihrem Mann verlassen, treibt Anna nun der Wunsch danach, ihre Jugendliebe Jan wiederzutreffen, in den hohen Norden. Ich persönlich fand Anna ein bisschen wenig durchsetzungsfähig, als es darum ging, mal Zeit alleine, ohne ihre Familie zu verbringen. Jeder setzt sich durch, nur Anna lässt sich von den anderen überrollen. Sie will alleine spazieren gehen? Fehlanzeige! Irgendwer hängt sich ihr immer an die Hacken und sie macht nicht einmal den Versuch, ihre Wünsche zu äußern und allein loszugehen.  Aber, genau das macht ihr Leben auch aus, wie wir im Laufe des Buches feststellen. Dieses Verhalten von Anna ist also absolut stimmig.

Sophie ist der typische Teenager. Sie weiß noch nicht so recht, wo ihr Platz im Leben ist. Lust darauf, nach Amrum zu fahren, hat sie verständlicher Weise nicht, wenn eigentlich ein Urlaub am Starnberger See geplant war. Das Verhalten von Sophie, die Verachtung, mit der sie Anna straft, das alles war für mich sehr nachvollziehbar. Richtig schön fand ich die Annäherung zwischen Sophie und Frieda. Da scheint es eine ganz besondere Beziehung zu geben, die Katharinas Herzog sehr einfühlsam aufgebaut hat.

Max ist manchmal einfach nur so da, hatte ich das Gefühl. Von ihm hätte ich mir etwas mehr Aktion gewünscht. Sehr schön fand ich seine Gefühle beschrieben. Kleine Gesten und Worte, die zeigen, was er nach all den Jahren immer noch für Anna empfindet. Irgendwie passten sein Verhalten auf der Reise und die Szene, in der Anna, Sophie und Nelly ihn zunächst antreffen für mich nicht ganz zusammen. Max scheint doch ein ganz gutes Exemplar von Mann zu sein, wenn ich  mir das am Ende dieses Buches so betrachte.

Ich muss wirklich sagen, dass ich die Geschichte geliebt habe. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, ein bischen romantisch. So richtig zum wohlfühlen. Die Handlung wird stetig nach vorne getrieben, ohne schnell zu werden. Der Leser hat sehr viel Zeit, sich in das Familienleben zu integrieren und alles, was passiert in sich aufzunehmen. Mich hat Katharina Herzog mit diesem Buch total in ihren Bann gezogen. Alles, was passierte, hat mich stark berührt. Ich konnte mit den Figuren mitfühlen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Von mir gibt es 5 Federn für einen Sommerroman mit Tiefgang, der das Herz berührt.

Weitere Rezensionen findet ihr bei:
sharon.baker liest…
Niks Bücher Blog
Kathaflauschi Books

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3 Comments
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Melanie
1. Juni 2017 10:24

Man kann ja auch einfach sagen, daß Ihr Schreibstil gereifter ist 🙂
Danke für die Rezi, hört sich klasse an

30. November 2023 14:30

[…] Rezension […]