[Rezension] Sleep World (1) – Natalie Tielcke

Klappentext:

Kennen Sie das auch? Sie sind müde und ausgelaugt. Ihr Leben hat Sie überholt. Ihre Energiereserven sind am Ende. Dann geht es Ihnen genau wie unserem Planeten. Gönnen Sie sich und der Umwelt eine Auszeit und verbessern Sie Ihre Klima-Bilanz, damit Sie wieder am sozialen Leben teilnehmen dürfen.
Sie können die Welt retten – im Schlaf.
Melden Sie sich noch heute in der nächsten Filiale Ihrer C.L.I.F.F. – Climate Initiative For Future!
John Parker lebt in einer Zukunft, in der alles erlaubt ist, solange es dem Klimaschutz dient. Wer sich das nicht leisten kann, wird von der Gesellschaft abgehängt. Jeder Mensch wird mit einer App überwacht, die den persönlichen Klima-Score ermittelt und dementsprechend vorgibt, wie man sich verhalten soll. Das Problem heißt Überbevölkerung. Die Lösung nennt sich Klimaschlaf.
Und John hielt das System immer für richtig. Was kann wichtiger sein, als den Planeten zu retten? Doch eines Tages muss er feststellen, dass Klimaschutz bedeutet, über Leichen zu gehen …

Rezension:

Vom Klappentext war ich total begeistert. Vom Buch an sich dann nur noch mittelmäßig.

Die Idee ist super. Neben Geld kostet alles, was man tut, Klimapunkte. Hat man einen weißen Score, dann hat man quasi den Freifahrtschein, alles zu tun und zu lassen, was man will. Hat man einen roten Score, dann darf man nichts mehr tun, was das Klima schädigt, nicht einmal mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Und dann gibt es Abstufungen dazwischen.

Natalie Tielcke hat es super verstanden, mir ihr System näherzubringen. Es ist leicht verständlich, wie das System funktioniert. Ansonsten musste sie tatsächlich gar nicht so viel Fantasie aufbringen. Es ist genau so, wie heute auch schon. Die Reichen, die sich einfach frei kaufen, können tun und lassen, was sie wollen und je ärmer die Menschen sind, umso mehr werden sie durch nicht vorhandene Klimapunkte eingeschränkt. Kann man tagtäglich auch heute schon beobachten.

Um Klimapunkte zu sammeln, kann man sich in den so genannten Klimaschlaf versetzen lassen. Hierbei handelt es sich um ein künstliches Koma. Ich fand diese Idee sehr erschreckend. Einige wenige Menschen kämpfen gegen das System an, die Meisten machen einfach mit und leiden still vor sich hin. Wobei haben wir das nur in der jüngsten Vergangenheit gerade live erleben dürfen?

John Parker hätte für meinen Geschmack ein bisschen stärker sein dürfen. Schnell kristallisiert sich heraus, dass er keinerlei Rückgrat hat. Er ist nicht gerade ein Protagonist, der Mut macht. Eigentlich führt er dem Leser eher vor Augen, dass man sich gegen das System einfach nicht wehren kann. Das fand ich tatsächlich sehr schade, denn wer wünscht sich nicht, dass es einen starken Helden gibt, der ein solches perfides System zum Einsturz bringt? Gut, nun endet das Buch mit einem Cliffhanger, vielleicht findet unser Held in Band 2 ja seine Stärke.

Die Nebenfiguren treten auch nicht besonders hervor. Es ist noch nicht lange her, dass ich das Hörbuch beendet habe und ich muss gestehen, dass ich die Namen schon fast alle vergessen habe. Keine Figur ist mir wirklich im Gedächtnis geblieben, außer vielleicht Johns Schwester, die wenigstens ein kleines bisschen gegen das System kämpft und Kate, deren Vater ein Opfer des Systems wurde.

Insgesamt hätte ein bisschen mehr Spannung und Action in der Geschichte sein dürfen. Die Thematik gibt es durchaus her, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich wirklich alle dem System so hingeben und es akzeptieren. Hier wäre Raum für auch moralische Auseinandersetzung mit dem Klimascore und dem Klimaschlaf gewesen. Dies schafft die Autorin leider nur in Ansätzen.

Der Schreibstil von Natalie Tielcke ist angenehm und der Sprecher macht seine Sache gut. Er liest mit einer angenehmen Betonung und ich konnte ihm gut zuhören.

Insgesamt habe ich mich nicht gelangweilt, aber ich hatte mir deutlich mehr versprochen und bin auch der Meinung, dass mehr herauszuholen gewesen wäre. Ich vergebe 3 Federn für dieses Hörbuch.

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