Gelesen 2024

[Rezension] Komm mit mir nach Santiago: Meine Pilgerreise auf dem Camino Frances – Sandra Kerl

Titel: Komm mit mir nach Santiago – Meine Pilgerreise auf dem Camino Frances
Reihe: Einzelband
Autorin: Sandra Kerl
Verlag: Selfpublishing
Erscheinungsjahr: 2024
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 312
Meine Wertung: 5 Sterne

Klappentext:

April 2022. Nach der Pandemie ist vor dem Jakobsweg. Nachdem die Autorin – im Geiste schon zigmal losgezogen – von ihrem Körper die rote Karte gezeigt bekommen hat, macht sie endlich Nägel mit Köpfen und sich auf die klassische, vielbegangene Pilgerroute von Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich nach Santiago de Compostela.
Aber mit 50 Jahren 800 Kilometer allein durch Spanien zu pilgern ist nicht dasselbe wie mit 23 seinen Rucksack zu schnüren. Weniger naiv, weniger mutig und weniger fit, dafür mit viel Willen und einer gehörigen Portion Selbstironie hat Sandra Kerl, im Gepäck zwei Kilo bunt bemalte Pilgersteine, diese Herausforderung begonnen, persönliche Grenzen versetzt, wundervolle Menschen getroffen, und die erstaunliche Anziehungskraft des Camino Francés in all ihren Facetten erlebt.

Rezension:

Sandra Kerl nimmt uns mit auf den Weg von Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich nach Santiago de Compostela in Spanien auf den Camino Frances. Mich beeindruckt schon, wenn Menschen den Mut haben, diesen Weg zu gehen. Wobei ich wirklich beeindruckt war, wie alt die Menschen zum Teil waren, denen Sandra begegnet ist. Mit 70 Jahren und älter diesen Weg noch zu gehen ringt mir ehrlich gesagt noch mehr Respekt ab. Ich selbst wandere ja auch sehr gerne, aber 20 km im Harz bringen mich definitiv an meine Grenzen. Ein bisschen beruhigt hat mich, dass auch Sandra durchaus des Öfteren über ihre Grenzen hinaus gehen musste. Aber deswegen ist ihr Weg umso beeindruckender.

Was ich gut nachvollziehen kann ist, dass man den Weg allein geht. Ich glaube sogar fast, dass man das tun sollte. Nur so hat man die Chance, ganz zu sich zu kommen und auch mal die Zeit zu haben, auf sein Inneres zu hören. Sandras Geschichte (und auch andere Geschichten über den Jakobsweg, die ich schon gelesen habe) zeigt, dass man immer Anschluss findet, wenn man das möchte.

Kurz vor Ende des ersten Teils und mit Beginn des zweiten Teils sind mir so die Tränen geflossen. Warum? Das müsst ihr selbst lesen, aber Sandras Geschichte, sowohl ihre Eigene, als auch die von Jim und James haben mich sehr berührt. Interessant fand ich, wie Sandra nach einigen Monaten wieder in den Camino einsteigt und wie es dann ist, wieder Menschen kennenzulernen, die schon länger gemeinsam auf dem Weg sind. Denn dieses Mal ist sie ja nicht von Anfang an dabei.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Sandra Kerl hat eine Art zu schreiben, die mich mit auf ihren Camino genommen hat. Ich habe mit ihr gelitten, mich mit ihr gefreut und war gefühlt die gesamte Zeit an ihrer Seite. Niemals hat sie den Leser von etwas ausgeschlossen. Sie schreibt über wunderbare Begegnungen, aber sie verheimlicht auch nicht, dass es manchmal schwer ist, dass blöde Dinge passieren, dass es blöde Tage gibt, wo der Weg fast zu schwer scheint.Sandra hat einen Schreibstil, der wirklich humorvoll, aber auch an den richtigen Stellen ernst ist. Wunderbar ausgewogen berichtet sie über ihre Erfahrungen auf dem Camino.

Wenn man den Camino noch nie selbst gegangen ist, dann kann man sich nur schwer vorstellen, dass eine Gruppe völlig Fremder, die nicht einmal den ganzen Tag über zusammen sind, ja sich teilweise sogar mehrere Tage nicht sehen, so eng zusammenwachsen kann. Das mag tatsächlich das sein, was den Camino ausmacht. Ich weiß bzw. glaube nicht, dass es andere Wanderwege gibt, auf denen ein solcher inniger Zusammenhalt zustande kommen würde.

Fun Fact: Sandra war in ihrem früheren Leben Standesbeamtin, mir brachte sie das noch etwas näher, da ich selbst ja auch Verwaltungsbeamtin bei einer Kommunalverwaltung bin.

Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ganz wunderbar geschrieben.


Falls ihr Lust auf mehr Rezensionen zu Erfahrungen auf dem Camino habt, dann lest auch meine Rezension zu:
Zenker, Johannes – … und plötzlich Pilger
Brass, Karl-Heinz – Weiter, immer weiter… meine Erlebnisse auf dem Jakobsweg
Lankers, Katharina – Schritt für Schritt zur eigenen Mitte: Mein Jakobsweg

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