Nostalgie - Interviews

[Nostalgie] Alessandra von FragmentAnsichten erinnert sich…

NostalgieHeute hat sich Alessandra vom Blog FragmentAnsichten die Zeit genommen, sich an ihr liebstes Jugendbuch zu erinnern.Alessandra ver(w)irrt sich am liebsten in Phantastik und andere Realitäten. Neben Rezensionen zu Büchern anderer Autoren findet ihr auch Alessandras eigene Bücher auf ihrem Blog vorgestellt. Ich gestehe, dass ich von ihr noch nichts gelesen habe, aber das wird sich ändern. Die Titel hören sich sehr interessant an. Hüpft doch mal rüber.

Aber zuerst bitte hier entlang zu diesem interessanten Interview:

Welches war dein liebstes Kinder- oder Jugendbuch?

Ich hatte lange Zeit nicht das eine Lieblingsbuch, dafür aber mehrere Bücher und Reihen, die ich immer wieder gelesen habe – „London 13. Juli“ beispielsweise, die „Berts Katastrophen“-Bücher oder als Kind „Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte“. Um mich aber für eines zu entscheiden: „Liebe Tracey, liebe Mandy“ von John Marsden war definitiv eines meiner liebsten Jugendbücher (und gilt inzwischen ja fast schon als moderner Klassiker).

Worum ging es in diesem Buch?

Die 16-jährige Mandy antwortet auf die Annonce der gleichaltrigen Tracey, die auf der Suche nach einer Brieffreundin ist. Anfangs bleibt

Nostalgie

der Kontakt oberflächlich, doch spätestens, als Mandy herausfindet, dass Tracey in einer Jugendvollzugsanstalt sitzt, wird aus anfänglichem Misstrauen eine tiefe Freundschaft. Bis eines Tages die Briefe von Mandy ausbleiben.

Warum hast du es geliebt?

„Liebe Tracey, liebe Mandy“ ist ein in doppelter Hinsicht sehr ungewöhnliches Buch. Erstens, weil es nur aus Briefen besteht. Dabei ist dem Autoren John Marsden das Kunststück gelungen, seinen beiden Figuren dennoch durch ihre verschiedenen Schreibstile sehr viel Profil zu geben. Man fiebert als Leser mit ihnen mit, weil man mehr über sie erfahren möchte und die Briefe ihre Leben langsam aufdecken wie Puzzlestücke.

Aber zweitens wird dieses Puzzle bis zum Ende nicht fertiggestellt. Zwei ganz essentielle Teile bleiben verschwunden, man kann sich nur aus den anderen Stücken zusammenreimen, wie das Gesamtbild aussieht. Das offene Ende ist wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb ich das Buch immer wieder gelesen habe, auf der Suche nach den Details, aus denen das Ende spricht. Als ich jünger war, hatte ich dabei eine andere Interpretation als später, als ich dann auch auf die „gängige Theorie“ zum Ende gekommen bin. (SPOILER zum lesen markieren: Demnach hat Mandy keine Briefe mehr geschickt, weil sie – und wahrscheinlich auch ihre Eltern – von ihrem Bruder ermordet wurden. Anfangs dachte ich, Mandy hätte wirklich „nur“ herausgefunden, warum Tracey sitzt und wäre so schockiert davon gewesen, dass sie ihr nicht mehr geschrieben hat. Aber das hätte nicht erklärt, warum die Briefe immer wieder zurückgekommen sind.)

Als Leser fühle ich mich auf angenehme Art von solchen offenen Enden herausgefordert. Vielleicht hat das sogar mein eigenes Schreiben unbewusst beeinflusst, denn meine Geschichten haben auch oft relativ offene Enden, wobei ich den Lesern Hinweise gebe, die die Lücken füllen sollen. Letztlich bleiben dem Leser aber immer Interpretationsmöglichkeiten.

Hast du es noch in deinem Regal stehen?

Es steht im Familienregal bei meinen Eltern und ab und zu lese ich gerne noch mal rein, wenn ich daheim bin.

Glaubst du, dass dieses Buch auch heute noch Jugendliche begeistern kann?

Ich denke, dass das Buch immer noch spannend zu lesen ist. Ich fand es aber immer etwas unglaubwürdig, dass Tracey wirklich an keinerlei Informationen über Mandy kam. Klar, sie hat im Jugendgefängnis gesessen, aber hätte sie nicht auch von dort aus etwas herausfinden können? Mit den heutigen Informationsmöglichkeiten ist das noch schwieriger nachzuvollziehen, selbst wenn man sich vor Augen führt, dass das Buch eben in den 90ern spielt. Insofern hätten Jugendliche heute vielleicht Probleme, „Liebe Tracey, liebe Mandy“ auf ihre Lebenswirklichkeit zu beziehen, da dieser Informationsmangel eben einen sehr großen Einfluss auf die Handlung nimmt.


Ich habe das Buch als Jugendliche, glaube ich, auch gelesen, zumindest kann ich mich an den Titel Nostalgieerinnern. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich an den Inhalt nicht mehr erinnere. „Liebe Tracy, liebeMandy“ hört sich aber nach einem sehr spannenden Jugendbuch an, bei dem ich mir auch gut vorstellen kann, dass es auch heute noch Leser begeistern kann. Ich gebe Alessandra aber auch Recht, dass heutige Jugendliche sich wahrscheinlich kaum vorstellen können, dass es für Jugendliche in den 90er Jahren schwieriger war an Informationen zu gelangen. Das Internet war in den normalen Haushalten noch nicht wirklich verbreitet.

Auch heute noch kann man das Buch kaufen. Es erscheint im Beltz Verlag.

 

Vielen lieben Dank an Alessandra vom Blog FragmentAnsichten für dieses interessante Interview.

Wer kennt das Buch und hat es sogar auch gelesen? Mochtet ihr es? Ist es euch im Gedächtnis geblieben?

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5. Januar 2018 16:13

Von diesem Buch habe ich noch nie was gehört, aber diese Buchvorstellung hat mich echt neugierig gemacht. Offene Enden sind ja nicht so nach meinem Geschmack, aber ich akzeptiere alles, wenn es schlüssig und notwendig erscheint und das kommt mir hier so vor.
Diese Nostalgie-Rubrik bringt manchmal Erinnerungen zurück, aber manchmal auch neue Lesetipps und das hier ist einer. Vielen Dank!
LG Gabi