[Rezension] Reserve – Prinz Harry

Titel: Reserve
Reihe: Einzelband
Autorin: Prinz Harry
Verlag: Penguin / Random House Verlage
Erscheinungsjahr: 2023
Einband: Hardcover
Seitenanzahl: 512
Meine Wertung: 5 Sterne
Klappentext:
Es war eines der berührendsten Bilder des 20. Jahrhunderts: Zwei Jungen, zwei Prinzen, die hinter dem Sarg ihrer Mutter gehen, während die Welt voller Trauer und Entsetzen zusieht. Beim Begräbnis von Prinzessin Diana fragten sich Milliarden von Menschen, was die Prinzen in diesem Moment dachten und fühlten – und welchen Verlauf ihr Leben von diesem Augenblick an wohl nehmen würde.
Für Harry ist jetzt der Moment gekommen, endlich seine Geschichte zu erzählen.
In seiner unverstellten, unerschrockenen Offenheit ist »Reserve« ein einzigartiges Buch voller Einblicke, Eingeständnisse, Selbstreflexion und der hart erkämpften Überzeugung, dass die Liebe die Trauer für immer besiegen kann.
Rezension:
Lange habe ich gezögert, zu dieser Biografie zu greifen, weil… ja… warum eigentlich? Ich weiß es gar nicht so genau. Ich bin nun aber froh, sie gelesen zu haben.
Letzten Endes berichtet Prinz Harry über drei Stationen seines Lebens. Seine Kindheit, die natürlich, wie wir alle wissen, durch den Tod der Mutter geprägt wurde, seine Zeit als junger Erwachsener beim Militär, die am ausführlichsten dargestellt wurde und seine Zeit, als er Meghan kennenlernt, bis zum Zeitpunkt des Bruchs mit der Familie. Ja, die Familie kommt hier nicht gut weg. Wenn aber auch nur die Hälfte von dem stimmt, was dort geschrieben steht, dann muss man einfach auch sagen: Das ist keine Familie, auf die man sich verlassen kann. Letzten Endes wird beim Lesen der Biografie sehr deutlich, dass die Familie eigentlich ein Unternehmen ist, das versucht, sich nach außen gut zu präsentieren.
Was mir gefallen hat ist, dass Harry sich selbst auch nicht schont. Offen berichtet er über psychische Probleme, Drogengenuss und, dass er oft sehr wütend ist. Sehr interessant fand ich seine Zeit für das Militär. Ein junger Mann, der bereit ist, über seine Grenzen zu gehen, der bereit ist, sich für sein Land einzusetzen. Recht offen erzählt er, dass er im Krieg auch Menschen töten musste. Aber auch hier hetzt ihn wieder die Presse, die, egal, was man tut, immer etwas zum Kritisieren findet.
Mir erschließt sich dieses Leben absolut nicht. Letzten Endes ist Monarchie bzw. die Arbeit dafür nicht mehr und nicht weniger als ein Job. Und bei keinem Menschen sollte der Job das Leben so komplett beherrschen, wie es dieser bei adeligen Menschen tut. Das ist definitiv nicht gesund, und nachdem ich Harrys Biografie gelesen habe, bin ich sicher, dass das kein schönes Leben ist. Wirklich glücklich erschien er mir nur, als er für das Militär gearbeitet hat oder wenn er sich für Hilfsprojekte in Afrika engagieren konnte und wirklich das Gefühl hatte, etwas im Leben zu bewegen. Was völlig nachvollziehbar ist. Ich bin davon überzeugt, dass das Paar mit ihren Kindern froh sein kann, dass sie diesem Zirkus den Rücken zugekehrt haben. Auch wenn ich mir durchaus vorstellen kann, dass es nicht einfach ist, damit auch der Familie den Rücken zu kehren. Es scheint aber so, als hätten sie zumindest in Meghans Mutter eine liebevolle Familie.
Was man aus dem dritten Teil auf jeden Fall herausliest ist seine Liebe zu Meghan. Die fließt wirklich durch jede einzelne Zeile und das ist so wunderschön. Wer von uns wünscht sich nicht den einen Menschen an der Seite, den man bedingungslos liebt? Ich konnte absolut verstehen, dass er bereit ist, alles andere für sie und die Kinder aufzugeben. Wer diesen einen Menschen gefunden hat, der kann das sicher auch nachvollziehen. Letzten Endes muss er aber ja auch niemandem beweisen, dass er und Meghan glücklich miteinander sind.
Ich mag die Presse zwar grundsätzlich sowieso nicht, aber beim Lesen dieses Buches ist mir noch einmal mehr aufgefallen, wie sehr sie trotzdem unser Bild von Menschen beeinflusst. Ich lese sehr viele Biografien und noch nie ist mir beim Lesen der Gedanke gekommen, ob dies oder das in der Biografie wohl gelogen sein könnte. Beim Lesen der Biografie von Harry hatte ich mehrmals diesen Gedanken, weil die Presse es ja ganz anders dargestellt hatte, und musste mich selbst zur Ordnung rufen. Wenn jemand seine Biografie schreibt, dann darf man wohl davon ausgehen, dass es entweder so passiert ist, oder die Person es so empfunden hat, wie es dargestellt wird.
Ich könnte noch viel mehr schreiben, denn mich hat das Leben von Prinz Harry wirklich faszniert und abgeschreckt zugleich. Ich wurde stellvertretend für ihn so wütend darüber, dass man ihm weder eine normale Kindheit, noch ein halbwegs normales Leben zugesteht. Und das steht ja letzten Endes stellvertretend für viele Menschen, die irgendwie in der Öffentlichkeit stehen.
Alles in allem vergebe ich tatsächlich 5 Sterne, denn mir hat nichts gefehlt. Besonders interessant fand ich Harrys Zeit beim Militär, aber auch den Part zu der sich entwickelnden Beziehung zu Meghan fand ich sehr schön dargestellt.
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