Rezensionen,  4 Sterne,  Gelesen 2017

[Rezension] PS: Ich mag dich – Kasie West

Rezension, Kasie West, Carlsen Verlag

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Titel: PS: Ich mag dich
Reihe: Einzelband
Autorin: Kasie West
Verlag: Carlsen
Erscheinungsjahr: 2017
Einband: Hardcover
Seitenanzahl: 368

Meine Wertung: 4 Federn

Klappentext:

Im Chemieunterricht kritzelt Lily eine Zeile aus ihrem Lieblingslied auf den Tisch – und erlebt eine Überraschung: Am nächsten Tag hat jemand geantwortet, der den Song auch kennt! Schnell entwickelt sich zwischen ihr und dem namenlosen Schreiber eine Brieffreundschaft. Sie tauschen Musiktipps und lustige Geschichten aus, aber auch geheime Wünsche und Sorgen. Mit jedem Zettel verliert Lily ihr Herz ein bisschen mehr an den Unbekannten. Doch als sie herausfindet, wer ihr da schreibt, wird alles plötzlich ziemlich turbulent.

Rezension:

Lily war mir sofort sympathisch. Sie hat ein unheimliches Talent, Songtexte, oder zumindest einzelne Zeilen für Songs, zu schreiben, kritzelt diese auch immer in ihr Notizbuch, aber traut sich nicht einmal, sie ihrer besten Freundin zu zeigen. Definitiv ist sie kein Draufgänger. Sie redet zu viel und zu wirr, wenn sie aufgeregt ist, aber das macht sie nicht komisch, sondern total liebenswert. Sehr schnell finden wir den Einstieg in ihren Austausch mit dem oder der Unbekannten, der Lily selbst wohl am meisten überrascht.

Die Geschichte schreitet ohne große Längen vorwärts und trotzdem habe ich mich zu Beginn ein bisschen schwer mit dem Buch getan. Ohne große Längen bedeutete in diesem Fall auch ein bisschen vorhersehbar und ein bisschen langweilig, eben typische Schultage. Irgendwo rund um Seite 100 änderte sich das dann für mich. Ich konnte mich plötzlich mit den beiden Protagonisten identifizieren. Mehr und mehr schrieben sich beide mit ihren Briefen in mein Herz. Ich fand es wunderschön, wie sich die beiden, vor allem der Gegenpart (auch wenn es eigentlich recht vorhersehbar ist, wer es ist, spoilere ich hier nicht) zu Lily öffnet, sich ihr extrem stark und seine Geschichte weiß zu berühren.

Insgesamt muss ich zugeben, dass diese Geschichte nicht spannend im Sinne von aufregend ist, und trotzdem weiß Kasie West den Leser zu fesseln. Es ist so wunderschön zu sehen, wie sich die beiden Jugendlichen einander öffnen. Ich kann total nachvollziehen, dass es einfacher ist, seine Gefühle aufzuschreiben, als sie jemandem ins Gesicht zu sagen. Nachdem der Leser eine starke Vermutung hat, wer Lilys Gegenschreiber ist, macht es umso mehr Spaß, den Schriftverkehr zu verfolgen.

Cade fand ich super. Je mehr man über ihn erfährt, umso sympathischer wird er. Zuerst hält man ihn ja wirklich einfach für einen Idioten, aber nach und nach erfährt man mehr über seine Geschichte und versteht, was ihn bewegt. Er hat viele gute Gedanken und Ansätze, auch wenn die Umsetzung nicht immer zum besten seiner Mitmenschen ist. Seine verbalen Schlagabtausche mit Lily waren einfach nur grandios. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie ihr Gesicht aussah, als er unvermutet bei ihr zu Hause auftauchte. Der Dialog zum Waffenstillstand hat mich laut lachen lassen. Wundervoll geschrieben. Hier hat sich die Autorin selbst übertroffen.

Nebenfiguren, wie Lilys Eltern und Geschwister, ihre beste Freundin Isabel oder auch Lucas sind alle sehr schön gezeichnet. Sie haben ihre Ecken und Kanten, vor allem Lilys chaotische Familie ist mir direkt sympathisch geworden. Es war schon schön, zu erleben, wie unterschiedlich die einzelnen Charaktere sind und wie sie Lily doch unterstützen, auch wenn sie ab und an wirklich etwas übergriffig sind, was Lilys Privatsphäre angeht. Vor allem Isabel macht mit ihren Verkupplungsversuchen Lily das Leben nicht unbedingt leichter.

Was mir außerdem ganz besonders gut gefallen hat ist, dass mich das Kribbeln zwischen Lily und ihrem unbekannten Schreiber erreicht hat. Nach diesem Buch wünscht sich einfach jeder so eine wundervolle Brieffreundschaft, oder? Ich bin auf jeden Fall total berührt und konnte die Gefühle zwischen den beiden fühlen.

Nicht ganz logisch fand ich, dass einen Fachunterrichtsraum nur eine einzige Klassenstufe nutzt und, dass die Protagonisten jeden Tag Chemie haben. Ist das wirklich so an High Schools? Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Aber, nun gut, darüber kann ich durchaus hinwegsehen…

Von mir gibt es 4 Federn für einen Jugendroman, der sich wirklich sehr schön liest, wenn man die etwas langatmige Anfangsphase überstanden hat. Tiefgründige Charaktere, die sich einander mehr öffnen, als man es zu Beginn des Buches vermutet.

Weitere Rezensionen findet ihr bei:
Anna Salvatore´s Bücherreich
Katjas Bücherwelt
Anruba

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15 Comments
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13. September 2017 20:04

Huhu,

Ich kann dir in allen zustimmen. Auch mir hat das Buch total gefallen. Es war sogar mein Monatshighlight im August.

Der tägliche Chemieunterricht ist möglich. An der Highschool gibt es Wahlfächer und die werden dann pro Semester oder Halbjahr verstärkt durchgenommen, aber dann nur in der Jahrgangsstufe und evtl nie wieder in der Schulzeit. Hängt aber auch davon ab, ob es eine Privatschule ist oder nicht. In Deutschland hat ja eher die Klasse einen festen Raum und die Lehrer wechseln, an der Highschool hat der Lehrer den festen Raum und die Schüler pendeln.
Liebe Grüße Andrea

Reply to  Anruba
30. September 2017 21:53

Klassen mit einem festen Raum? Das ist mir persönlich neu. Meine kurzen Pausen in der Schule bestanden daraus von einem Raum zum nächsten zu hetzen und zwischendurch noch Zeit zum Essen und vielleicht mal für die Toilette zu finden. ^^‘

-Leselust Bücherblog-
25. September 2017 15:07

Liebe Yvonne,
Hach, das klingt ja schön. Ich schreibe auch so gerne Briefe und Nachrichten. Für so einen Austausch mit einem charmanten Unbekannten wäre ich auch offen! ;D
Klingt auf jeden Fall nach einer süßen Geschichte.
Liebe Grüße, Julia

Madame Lustig
30. September 2017 12:06

Hallo liebe Yvonne,
ich freue mich gerade sehr, dass du eins meiner Wunschlistenbücher so gut bewertet hast und ich es so ohne jeglichen Zweifel darauf stehen lassen kann! 😀

Diese Unterrichtsgeschichte hat mich bei irgendeinem Buch auch mal sehr verwirrt, bis mir dann gesagt wurde, dass das normal ist und Mittelstufeschüler auch mit Abschlussjahrgangsschülern einen Kurs belegen können. Sowas hätte ich auch gerne gehabt .. wobei, ich glaube, das Klassengefühl, das hier bei uns unweigerlich aufkommt und der Zusammenhalt würde mir sehr fehlen. Das ist doch etwas ganz Besonderes gewesen.

Fühl dich ganz lieb gedrückt. <3
Maike

Jessi Lindl
30. September 2017 14:11

Liebe Yvonne,

dieses Buch steht schon bereit und wartet darauf gelesen zu werden, und dank deiner tollen Rezension kann ich es jetzt guten Gewissens lesen 😀

Liebe Grüße und schönes Wochenende,
Jessi 🙂

AnnaTeresa
30. September 2017 20:13

Ich bin über dieses Buch jetzt tatsächlich schon ein paar mal gestolpert und konnte mir nie wirklich was darunter vorstellen, beziehungsweise es hat mich nie so komplett angesprochen. Dank deiner Rezi ist es jetzt auf meine Leseliste gewandert 🙂 Also danke 🙂

Liebste Grüße
AnnaTeresa

30. September 2017 21:56

Ich selbst habe nie eine amerikanische High School besucht, in der Schule aber damals gelernt, dass es an vielen Schulen einen festen Stundenplan für ein Semester/Halbjahr gibt, der täglich gleich aussieht, also anders als bei uns. Dafür haben sie manche Fächer aber eben tatsächlich nur in einem Jahr und danach vielleicht nie wieder.

Aber schön, dass dir das Buch insgesamt gefallen hat. Ich mag die Contemporary Bücher von Kasie West generell sehr gern, dieses muss ich allerdings erst noch lesen. Am besten hat mir aber bislang immer noch ihre Sci Fi Dilogie gefallen. Die fand ich wirklich großartig. 🙂

Nadine / WortKunstSalat
1. Oktober 2017 20:45

Uhhh, ich habe das Buch noch auf meinem SuB liegen, aber es klingt nach einer tollen und süssen Geschichte. Also wird es jetzt zeitnah „entSuBt“ 😀
Eine tolle Rezension.
Liebe Grüße
Nadine

4. Oktober 2017 11:22

Schön dass es dir gefallen hat, das klingt wirklich nach einem schönen Buch. Mir gefällt es auch immer sehr, wenn man die Familie der Charaktere kennenlernt, weil es in Jugendbüchern so oft vorkommt, dass die Eltern praktisch keine Rolle spielen und die Hauptfiguren einfach machen was sie wollen.